Es ist wieder so weit, der jährliche Supergau für alle Radfahrer ist da: Der Winter. Geschlossene Bikeparks, verschneite Trails, eine viel zu früh eintretende Dunkelheit sowie schlechte Straßenverhältnisse zwingen uns dazu, unsere geliebte Drahtesel im Keller zu verstauen. Und sehnsüchtig auf den Frühling zu warten.
Aber muss das wirklich so sein? Wir sagen Nein! In unserem Artikel 99 Gründe warum Radfahren dein Leben verbessert zählen wir alle Vorteile des Radfahrens auf. Damit das auch für die kalte Jahreszeit gilt, beleuchten wir hier die drei Punkte, die beim Radfahren im Winter den Unterschied machen: Die richtige Vorbereitung, die wintergerechten Komponenten und die Ausrüstung.
Das Foto zeigt einen Gravelbiker der einen verschneiten Trail bergauf fährt.
Während sportlich ambitionierte Radfahrer im Winter problemlos zu Hause mit den besten Rollentrainern oder Indoor Bikes an ihrer Form schleifen können, bietet der Winter für alle Mountainbiker, Bikepacking Fahrer oder Gravel Rider besonders coole Möglichkeiten und Abenteuer. Was gilt es dabei zu berücksichtigen?
Spontan rauf aufs Bike und getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ losradeln sorgt im Sommer für tolle Erlebnisse. Im Winter ist das aber weniger zu empfehlen. Deutlich kürzere Tage sowie schwierigere Witterungsbedingungen können in der kalten Jahreszeit schon kurze Touren zu einer echten Challenge werden lassen.
Neben der richtigen Tourenplanung empfiehlt sich also auch der Check diverser Wetter-Apps sowie Webcams. Dabei ist nicht nur das Wetter, sondern auch die Schneelage ausschlaggebend.
Unsere Empfehlung ist die Weather Pro App mit Optionen zur Anzeige von täglichen oder stündlichen Prognosen und beeindruckenden HD-Karten.
Wenn ihr in den Bergen lebt oder dort fahren wollt, achtet beim Wetter-Check unbedingt auf die Ausrichtung der befahrenen Bergseiten. Es kann witterungstechnisch einen Riesenunterschied machen, ob die Abfahrt nord- oder südseitig ausgerichtet ist.
Pro-Tipp: Plant auch immer eine alternative Downhill-Strecke, denn ein schneefreier Uphill garantiert noch lange keine gut befahrbaren Abfahrten.
Auch die Bodenbeschaffenheit kann im Winter unberechenbar sein, Wurzeln und Felsenstufen verwandeln sich zu Eisplatten und freie Wiesen in tiefe Schneefelder. Das birgt Risiken und kann nicht nur zu Stürzen führen, sondern auch die geplante Dauer der Tour sprengen. Seht euch bei der Mountainbike-Tourenplanung also vorher den Schwierigkeitsgrad der Trails an und berücksichtigt, ob diese auch vereist oder verschneit befahrbar sind.
Ganz wichtig: Vergesst nicht, das es früher dunkel wird. Lieber etwas früher losradeln, um auch sicher pünktlich wieder zu Hause zu sein.
Das Foto zeigt ein MTB-hardtail mit wintergerechten Komponenten.
Neben der Planung sollte man immer mit der richtigen Komponenten an den Start einer Wintertour gehen. Wir haben kurz und knackig die Wichtigsten zusammengefasst.
Für Fahrten im Schnee oder Schneematsch empfiehlt sich ein Gravel- oder Mountainbike-Reifen mit groben Stollen. Diese Modelle haben einen besseren Auswurf (Schnee bleibt weniger am Reifen heften) und bauen somit besseren Grip auf.
Für Fahrten auf Eis empfiehlt sich ein Reifen mit Spikes. Für Fahrten im losen Schnee, Matsch oder auf Asphalt sind diese Spike-Reifen ungeeignet.
Für alle Klickpedalfahrer hier die eindringliche Empfehlung: schnallt euch im Winter ein Paar Flatpedals drauf.
Neben dem Sicherheitsaspekt (ja im Winter fällt sichs schneller auf die Schnauze) ist die metallische Verbindung der Klickpedale zum Schuh auch eine Kältebrücke, die man mit Plattformpedalen leicht umgehen kann.
Das von uns bisher am besten getestete Pedal ist das Specialized Boomslang Platform Pedal (Testbericht lesen), aber auch die Modelle von Crankbrother oder DMR sind absolut empfehlenswert.
Das Foto zeigt die Scheibenbremsen eines Fahrrads im Schnee.
Falls ihr auch überlegt, die Bremsbeläge zu tauschen, nehmt für den Winter metallische Bremsbeläge. Sie halten deutlich länger bei Nässe und Schnee als organische, sind dabei aber etwas lauter bei Nässe.
Konkrete Empfehlungen sind aufgrund der vielen verschiedenen Bremssysteme schwierig, wir haben aber gute Erfahrungen bei Originalteilen mit Bremsen von Shimano, Sram und Magura gemacht.
Hier könnt ihr alle Angebote vergleichen:
Preise vergleichenZum Schluss achtet noch auf eine gut geschmierte Kette. Verwendet gerade im Winter immer ein Öl für Nässe.
Gute Erfahrungen haben wir mit dem Muc Off C3 Wet Lube gemacht.
Das Foto zeigt einen Mountainbikefahrer in abendlicher Schneelandschaft mit gut erkennbarer Front- und Helmbeleuchtung.
Da im Winter die Tage deutlich kürzer sind und sich auch kurze Touren durch die Witterungsverhältnisse zeitlich verlängern können, kann es immer vorkommen, dass man erst in der Dämmerung oder Finsternis eine Tour beendet.
Darum sollte man immer, also wirklich immer, adäquate Beleuchtung dabei haben. Wir empfehlen dabei ein Licht für den Lenker, eines für den Helm und auch eines für das Heck.
Weitere Infos findest du in unserem Fahrradbeleuchtung Test.
Das Foto zeigt einen warm eingekleideten radfahrer der sein vereistes Bike in die Höhe hält.
Jeder Mensch hat ein anderes Kälte- bzw. Wärmeempfinden, was eine generelle Aussage über die eine richtige Bekleidungsvariante schwer macht.
Man möchte weder frieren oder nass werden noch schwitzen. Bewährt hat sich daher die Zwiebelmethode. Lieber mehrere Schichten anziehen, die bei Bedarf auch wieder abgelegt und im Rucksack verstaut werden können.
Als unterste Schicht empfehlen wir Winter Bib Tights mit Trägern sowie ein Funktionsshirt, bzw. Unterwäsche. Zum Beispiel die Bibtight Force 2von Northface und das Shirt 200 Oasis von Icebreaker aus Merinowolle:
Lies hierzu auch: Was ziehe ich bei welchem Fahrradwetter an?
Darüber empfehlen wir als Hose entweder eine lange Softshell-Hose (für die kälteren Tage oder kälteempfindlichere Menschen) oder aber für mehr Bewegungsfreiheit eine kurze Regenüberhose wie die Softshellhose Shelter-Pants von ION oder die kurze Überhose Minaki Shorts von Vaude.
Für den Oberkörper empfehlen wir über dem Funktionsshirt ein ganz normales Mountainbike Trikot, das schnell trocknet. Als oberste Schicht sollte man auf Funktionsjacken zurückgreifen, die sowohl vor Wasser als auch Wind schützen und dennoch ein gewisses Maß an Sauerstoffregulation zulassen.
Ideal die 3 in 1 Jacke Urban Luminite von Endura. Sie hat noch eine zippbare Innenweste als zusätzliche Isolationsschicht und bietet durch ihre reflektierende Neonfarbe zusätzlichen Schutz an dämmerigen Wintertagen.
Pro-Tipp für alle Gravel-Fans: Die Endura GV500 ist eine Kollektion speziell für Gravelbiker. Egal ob kurze Touren über Schotterpisten oder mehrtägige Bikepacking Abenteuer, sie ist speziell für Gravelansprüche in Hebrst und Winter designt.
Lies hierzu auch: Die 15 besten Winter-Fahrradjacken für 2022.
Auch bei den Händen sollte man einen für sich passenden Kompromiss zwischen Wärme und Beweglichkeit einschlagen. Wir würden von allzu dicken Handschuhen abraten, dafür sollte man aber auf die Wind- und Wasserfestigkeit achten.
Der Ranger Fire Glove von Fox Racing bietet einen idealen Kompromiss für den Winter:
Lies hierzu auch unsere Kaufberatung: Die besten Winter Fahrrad Handschuhe. und die Kauberatung Vielseitige Alleskönner. Armlinge, Beinlinge und Knielinge.
Mit den Schuhen verhält es sich wie mit den Pedalen: Besser weg von den gewohnten Klickpedalen bzw. -schuhen, hin zu guten Flatpedals mit wasserdichten Winterschuhen.
Kalte Füße verderben einem schnell den Spaß und zwingen zu einem vorzeiten Abbruch. Für sehr kälteempfindliche Fahrer haben wir hier einen Testbericht zu beheizbaren Socken.
Der AM Tsali Mid von Vaude ist nicht nur Wasser und wetterfest, er bietet auch eine solide Sohle, falls das Bike mal über ein Schneefeld geschoben werden muss.
Lies hierzu auch unsere Kaufberatungen: Die besten MTB Schuhe für jeden Anspruch und für mildere Wintertage die Kaufberatung „Fahrrad Überschuhe. Nie wieder nasse oder kalte Füße.
Da Foto zeigt einen Mann mit MTB Fullface-Helm und MTB Goggles im Schnee.
Für den Helm haben wir keine extra Empfehlung parat, wir setzen auf die gleichen Helme dir wir auch im Sommer nutzen. Mütze oder Sturmhaube für besonders kalte Tage einfach drunter ziehen und fertig.
Bedenkt nur, dass die Brille eine etwas hellere Tönung als im Sommer verträgt und dass sie schneller beschlägt, wenn ihr eine Sturmhaube auf habt.
Lies hier warum du auch im Winter immer mit Fahrradbrille fahren solltest und unsere Kauberatung Die besten Fahrradbrillen. Wichtige Tipps zum Kauf in der du erfährst, worauf du bei der Lichttransmission im Winter achten musst.
Verzichtet auch bei der strengsten Kälte niemals auf einen Helm oder eine Brille.
Wenn ihr diese Tipps berücksichtigt, vor allem aber etwas mehr Zeit für die Planung steckt, habt ihr sicher auch im Winter unglaubliche Bike-Erlebnisse.
Wenn ihr auch nicht so oft wie im Sommer rauskommt, seht es einfach als gutes Training, um im Sommer bei perfekten Bedingungen topfit zu sein.
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Das Foto zeigt Tom Böhm.
Tom Böhm, 36 aus Köflach / Österreich.
Ich war immer schon begeistert auf zwei Rädern unterwegs. Waren es früher noch hauptsächlich Enduro-Motorräder, so habe ich seit ein paar Jahren auch die Liebe zu Mountainbikes entdeckt. Egal ob mit oder ohne Elektrounterstützung, es gibt nichts schöneres als nach einem harten Arbeitstag oder einer anstrengenden Woche einfach loszufahren, nur die Natur und ich. Ich liebe es dabei, ständig neue Routen zu erkunden – querfeldein durch den Wald oder über die schönen Almen Österreichs.
„Geht nicht, gibt’s nicht“ beschreibt dabei meine Routenwahl oft am besten – ganz zum Bedauern meiner Frau, die mich meistens dabei begleitet.