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Cannondale Habit Test. Ist das wirklich die ultimative Allround Trail-Maschine?

Cannondale Habit Test. Ist das wirklich die ultimative Allround Trail-Maschine?
von Tom Böhm
Aktualisiert am: 24.3.2023
Fotos: The Cycleverse, Cannondale, Tom Böhm
Vom Trendsetter zum Trail-Winner für jedermann. Beim Cannondale Habit liegen die Prioritäten klar auf der Hand: spielerische Agilität, progressives Design und unglaubliche Fähigkeiten. Wo liegen die Stärken und Schwächen? Wir liefern einen Überblick über alle Habit Modelle und haben das aktuelle Habit 5 ausgiebig in der Praxis getestet.

Lorem

Cannondale Habit 5. Die Fakten.

UVP: 2.399,00 Euro
Gewicht: 14,8 kg
Größen: S, M, L, XL
Gabel: RockShox 35 Silver R, 140mm
Stoßdämpfer: RockShox Deluxe Select, DebonAir
Laufräder: WTB STX i23 TCS, 32h, tubeless ready
Reifen: Maxxis Ardent, 29 x 2.4"
Schaltwerk: Shimano Deore M5100
Lenker Cannondale 3 Riser, 6061 Alloy, 15mm rise, 8° sweep, 4° rise, 780 mm
Griffe Fabric FunGuy
Sattelstütze: TranzX Dropper, 31.6, Internal Routing, 100mm (S), 120mm (M-XL)
Rahmen: SmartForm C1 Alloy, 130 mm
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Wer steckt hinter Cannondale? Die Historie und Entwicklung der Marke.

Cannondale wurde 1971 von Joe Montgomery in Bethel in Connecticut gegründet. Die Wurzeln der amerikanischen Herstellermarke liegen im Aluminium-Rahmenbau. Seit jeher hat Cannondale viel Energie in die Entwicklung und Weiterentwicklung von Rahmen gesteckt und ist wenig überraschend Patenthalter diverser Erfindungen.

Was uns gefällt: Cannondale gibt auf fast alle Rahmen der gesamten Modellrange eine lebenslange Garantie auf Material- und Herstellungsfehler.

War Cannondale jahrelang Vorreiter im Bereich der Aluminium-Rahmen, setzt die Firma aus Connecticut mittlerweile vermehrt auf den Werkstoff Carbon, vor allem im höherpreisigen Segment.

Das Cannondale im Allgemeinen und beim Habit im speziellen schon immer auf ausgefallene Lösungen setzt, zeigt auch das spezielle Dämpfer Set-up. Hier erfindet sich die Marke immer wieder neu.

Am auffälligsten dabei war wohl die Lefty Upsight-Down Gabel, welche beim Cannondale Habit jahrelang zum Einsatz kam und im Bereich der Gabeltechnologie Maßstäbe gesetzt hat.

Dabei handelt es sich um eine Gabel, die nur aus einem Holm besteht und dabei „auf den Kopf gestellt“ wird. Sprich, das Rauchrohr wird nach unten verbaut, nicht wie bei herkömmlichen Gabeln nach oben. 

Das Foto zeigt die Lefty Gabel eines Cannondale Scalpel HTHi-MOD 1.

Weniger Gewicht bei höherer Steifigkeit, dazu höhere Verdrehungssicherheit und besseres Ansprechverhalten waren nur ein paar Vorteile der Gabel. Viele Profis und Viel-Fahrer waren und sind zum Teil auch noch Fans dieser Lefty Gabeln, jedoch haben sie sich aufgrund der Kompatibilität (sie sind aufgrund der speziellen Achse nur mit Cannondale Radnaben kompatibel) und vor allem der Wartungsunfreundlichkeit bei Fullys nicht nachhaltig durchgesetzt. Heute verbaut Cannondale die Lefty Gabel nur noch beim Scalpel und beim Topstone (Testbericht).

Warum Cannondale vom Weg des Pioniers, der kompromisslosen Innovationen abgekommen ist, hängt vielleicht auch mit der Eigentümerstruktur zusammen. Nach einem Konkurs in 2003 wurde das amerikanische Unternehmen zuerst von einem taiwanesischen Quad-Hersteller gekauft, bevor es 2008 zurück nach Amerika, zum kanadischen Konzern Dorel (Eigentümer von GT Bycicles) ging. 2022 wurde Cannondale dann schließlich von der niederländischen Pon Holding übernommen.

Was ist das Besondere am Cannondale Habit?

Das Habit von Cannondale ist seit jeher ein Bike, das von Mountainbikern für Mountainbiker gemacht wird und dabei immer Maßstäbe gesetzt hat.

Basis des Mountainbikes ist der Rahmen, der mit seinem Hinterbau-Dreieck ohne Gelenk und der damit verbundenen, parallel zum Hauptrohr verbauten Dämpfereinheit ein kompromissloses Set-up bietet, das zum Shredden von Trails genau so einlädt wie zum kraftvollen Gipfelsturm.

Das Foto zeigt die Zero Pivot Technologie des Cannondale Habit.

Das unter der Bezeichnung Zero Pivot laufende System hat Cannondale groß gemacht, mittlerweile gibt es ähnliche Technologien auch von diversen anderen Fahrradmarken. Der Vorteil hierbei ist, dass das Pedalieren durch einen steifen, gut ansprechenden Hinterbau extrem effizient ist und das Bike trotzdem auch bei engsten Abfahrten extrem agil bleibt.

Somit ist es keine Überraschung, dass der Rahmen eines der Highlights des Habit ist.

Die aktuellsten Versionen des Cannondale Habit laufen unter dem Motto ‚Back to the Roots‘ und präsentieren sich deutlich konservativer, wenn auch gewohnt solide und qualitativ absolut hochwertig. Keine Lefty Gabeln, keine sonstigen neuen Experimente, einfach die bekannte gute Rahmengeometrie mit soliden Komponenten.

Cannondale selbst sagt, es ist „das Mountainbike für Mountainbiker, die Mountainbiken wirklich lieben“.

Alle Habit Modelle im Vergleich.

Unterschiede der Habit Modelle.

Was wir an Cannondale mögen, ist die logische Modellführung. So gibt es das Habit in den Versionen Habit 1 bis Habit 5, wobei die Bewertung dabei dem Schulnotensystem gleicht. Das Habit 1 ist somit sehr gut ausgestattet und bildet die Speerspitze des Serie. Am anderen Ende der Skala befindet sich das Habit 5 als Einstiegsmodell. Dieses ist allerdings so gut, dass es die Ansprüche der meisten befriedigen sollte.

Carbon vs. Aluminium.

Wer bei der Kaufentscheidung zwischen den Rahmenwerkstoffen hadert, dem macht es Cannondale nicht unbedingt leichter. So sind die Rahmen der Modelle Habit 1 und 2 aus Vollcarbon, das Habit 3 verfügt über einen Carbon Hauptrahmen und einen Aluminium Hinterbau. Die beiden Modelle Habit 4 und 5 sind komplett aus Aluminium.

Um die Sache dann doch nicht ganz zu einfach zu halten, hat Cannondale diverse Ergänzungen zu den Stamm-Modellen 1 bis 5. So gibt es mit dem Bad Habit ein Alu-Bike, das auf extra breiten 27,5 Zöllern steht und definitiv dafür gemacht ist, Abfahrten hinunter zu bügeln.

Das Bad Habit ist als Auslaufmodell zwar noch verfügbar, wird aber vom Cannondale Habit Wave abgelöst. Wie es der Name vermuten lässt, handelt es sich hier um ein flowiges Bike, das ähnlich abfahrtsorientiert und aus Aluminium gebaut ist wie das Bad Habit. Der größte Unterschied: es rollt auf 29 Zoll Reifen.

Und mit dem Carbon SE gibt es das Ganze noch einmal, nur diesmal aus Carbon. Cannondale selbst bezeichnet es nicht mehr als Trail-Bike, sondern als kurzhubiges Enduro. Soweit alles klar?

Außerdem gibt es unter den Modellzusatz Women noch frauenspezifische Modelle, die in kleineren Rahmenhöhen und mit speziell für Frauen angepassten Touchpoint-Komponenten angeboten werden.

Und für alle Stromliebhaber wären da noch die Cannondale Habit Modelle mit dem Zusatz Neo. Die E-Bikes auf Basis des Habit kommen mit derselben Rahmengeometrie wie die Bio Habits und verfügen über einen im Hauptrahmen integrierten Akku.

Okay, im Nachhinein betrachtet ist die Modellführung vielleicht doch nicht ganz so logisch bzw. easy zu verstehen.

Bevor wir zum Praxistest kommen, stellen wir dir hier erstamel einmal alle Habit Modelle vor.

Cannondale Habit 5.

Das Foto zeigt ein Cannondale Habit 5.

Wer grundsätzlich vom Habit als Mountainbike überzeugt ist, jedoch nicht gleich den Preis eines Kleinwagens hinblättern möchte und einfach ein solides Fully sucht, um Spaß zu haben, der ist beim Einstiegsmodell aus Aluminium absolut richtig.

Mit einem Preis von 2.399,00 Euro bietet es eine solide Ausstattung mit einem Aluminiumrahmen, Shimano Deore-Ausstattung und einer Dämpfergruppe von RockShox mit 140 mm Hub. Das Habit 5 ist auch das Bike, das wir für unseren Praxistest ausgewählt haben. Kurz, ein MTB für jedermann.

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Cannondale Habit 4.

Das Foto zeigt ein Cannondale Habit 4.

Für alle, die gut und gerne auf Carbon verzichten können und dennoch keine Abstriche in puncto Ausstattung machen wollen, ist das Habit 4 die richtige Wahl. Ebenfalls mit einer Dämpfergruppe von Rockshox bestückt, aber mit der deutlich höherwertigen 35 RL Gold mit 140 mm Federweg.

Die Schaltgruppe kommt von SRAM. Genauer, der SRAM SX Eagle (Testbericht) mit 12 Gängen. Im Vergleich zum Habit 5 ist dieses Modell mit einer deutlichen stärkeren Bremse versehen. Hier setzen die Amerikaner auf eine Shimano MT 200 anstatt der Tektro M275. Das Ganze gibts ab 2.899,00 Euro.

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Cannondale Habit 3.

Das Foto zeigt ein Cannondale Habit 3.

Mit dem Habit 3 gibt Cannondale das erste Bike der Modellreihe mit Carbonrahmen vor. Beim Habit 3 sprechen wir dabei über einen Hauptrahmen aus Carbon, wobei der Hinterbau noch von den günstigeren Alu-Modellen 4 und 5 stammt.

Dabei spart man bereits ein Kilo Gewicht, wobei das Habit 3 mit 14,1 kg noch immer nicht als Leichtgewicht bezeichnet werden kann. Die Komponenten sind von Fox (Float Rhythm 34 vorne und Float Performance DPS EVOL hinten) und Sram (NX Eagle 12 Gang Schaltgruppe und Guide T Hydro Brakes) gibts dazu. Zu haben ist der Spaß für 2.999,00 Euro.

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Cannondale Habit Carbon 2.

Das Foto zeigt ein Cannondale Habit Carbon 2.

Mit diesem Habit gibt Cannondale bereits ein extrem hochwertig ausgestattetes Vollcarbon Bike raus, das allerdings mit einem Preis von 4.399,00 Euro nicht mehr ganz günstig ist. Dafür bekommt man aber eine sehr hochwertige Ausstattung mit der Shimano XT Schaltgruppe sowie der hochwertigen Rockshox Pike Select Gabel und RockShox Select Deluxe+ Dämpfer mit Ausgleichsbehälter. Mit einem Gewicht ab Werk von 13,6 kg.

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Cannondale Habit Carbon 1.

Das Foto zeigt ein Cannondale Habit Carbon 1.

Das Topmodell der Trailbike Srie ist mit einem Preis von 5.599,00 Euro das High-End Modell der Habits und bringt mit gerade mal 12,4 Kilo noch einmal deutlich weniger auf die Waage. Geschaltet wird mit dem Topmodell aus dem Hause Sram, der GX Eagle 12-Speed (Testbericht). Als Federgabel kommt die etwas leichtere Gabel Pike Select+ von Rockshox zum Einsatz. Beim Dämpfer setzt man auf den RockShox Select Deluxe+.

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Cannondale Habit Waves.

Das Foto zeigt ein Cannondale Habit Waves.

Mit dem Waves hat Cannondale versucht, auf Basis des Trailbikes Habit ein abfahrtsorientiertes Bike zu bauen, das trotz eines für die Klasse niedrigen Hubs von 140 mm mit den Enduros mithalten soll.

Hauptaugenmerk liegt dabei zum einen auf der Dämpferkombi (RockShox Yari RC und RockShox Deluxe Select) sowie auf stabileren Bremsen. So wird beim Waves eine SRAM G2 verbaut, mit 200 mm Bremsscheibe vorne und 180 mm hinten. Zum Vergleich: die „Standardmodelle“ der Habits kommen vorne und hinten mit 180 mm Scheiben aus. Preislich gibt es das Waves ab 3.399,00 Euro.

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Cannondale Habit Carbon SE.

Das Foto zeigt ein Cannondale Habit Carbon SE.

Das Carbon SE hat einen ähnlichen Ansatz wie das Waves. Cannondale legt hier ein spezielles Augenmerk auf Dämpfer & Bremsen. In Kombination mit dem soliden Carbon Rahmen haben wir wieder ein Enduro.

Zwar nur mit 140 mm Federweg, dafür aber diesmal von Fox. Mit der Float 36 Performance Elite Gabel gepaart mit der Fox Float DPX2 Gabel mit das Beste, was es in dieser Klasse gibt.

Geschaltet wird mit SRAMs NX-Eagle. Gebremst wird wie beim Waves mit SRAM Bremsen mit 200/180 mm Bremsscheiben. Damit spielt das Habit Carbon SE bereits in der Oberliga mit, was sich auch preislich mit 4.899,00 Euro bemerkbar macht.

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Cannondale Habit Neo.

Das Foto zeigt ein Cannondale Habit Neo E-Mountainbike Fully.

Die E-Bike Modelle der Habits kommen alle mit einem Carbon-Hauptrahmen mit integriertem Akku sowie mit einer Bosch Antriebseinheit. Die Modelle Habit Neo 1 und 2 sind auch mit einem Carbon Hinterbau, die Modelle Habit Neo 3 und 4 mit einem Aluminium Hinterbau ausgestattet.

Ansonsten unterscheiden sich die Modelle nur durch die verbauten Komponenten und liegen preislich zwischen 4.999,00 Euro (Habit Neo 4) und 7.899,00 Euro (Topmodell Habit Neo 1).

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So viel zur Theorie. Natürlich sind wir auch neugierig, wie sich das Habit fährt. Weiter geht es mit dem Praxistest.

Cannondale Habit 5. Der Praxistest.

Das Foto zeigt ein Cannondale Habit 5 auf einem Trail.

Für unseren Praxistest haben wir uns bewusst für das Einstiegsmodell Habit 5 entschieden. Als „Mountainbike für jedermann“ spricht es mit seinem Preis von 2.399,00 Euro vermutlich die breiteste Käuferschicht an.

Von einem spontanen Wintereinbruch überrascht ging es nicht wie anfangs geplant auf eine Bergetappe, vielmehr haben wir das Mountainbike über mehrere Tage hinweg auf kürzeren Etappen getestet. Schotterpisten, Wälder, leicht verschneite Feldwege und Trails sowie längere Asphaltfahrten gehörten zum Testszenario. Und das Habit 5 hat alles mit Bravour bestanden.

Der erste Eindruck.

Das Cannondale Habit 5 macht einen soliden, wenn auch sperrigen Eindruck. Der Rahmen mit der Zero Pivot Technologie und der damit verbunden direkten, geraden Dämpferaufnahme sieht auf den ersten Blick zwar aufgeräumt, aber doch etwas vollgepackt aus.

Das Foto zeigt eine Werkzeugflasche im Rahmendreieck des Cannondale Habit 5.

Mountainbikes mit Umlenk-Gelenk sowie vertikalem Dämpfer wirken da im Hauptrahmen etwas Luftiger. Cannondale hat es dennoch geschafft, eine Aufnahme für den Getränkehalter vorzusehen. Diese sitzen entsprechend tief im Rahmen und erlauben nur Platz für kleine Trinkflaschen. In unserem Fall findet ein kleines Werkzeugset dort sein zu Hause, und damit ist der Rahmen gefühlt endgültig voll.

Die erste Fahrt.

Das erste Aufsitzen sorgte für die erste Überraschung. Mit einem extrem flachen Sitzwinkel und seinem relativ breiten Lenker ist das Bike sehr tretfreudig ausgerichtet. Gleichzeitig verhärtet sich aber der Eindruck der Sperrigkeit.

Kann das Teil im Trail wirklich flink und agil sein? Also nach den ersten Metern vor der Haustür erst mal absteigen und den Sitz so weit wie möglich nach vorne stellen. Wir haben uns für einen Rahmen in der Größe L entschieden, dieser sollte eigentlich für mich mit 180 cm Körpergröße ideal sein, und dennoch fühlt sich das Habit 5 erst nach der Verstellung des Sattels gut an.

Das Foto zeigt den breiten Lenker des Cannondale Habit 5.

Ein Manko scheint aus unserer Sicht der breite Lenker zu sein. Muss der bei einem Trail-Bike, das für jedermann und jedes Terrain gedacht ist, wirklich so breit sein? Gefühlt wäre hier ein Lenker mit 740 – 750 mm die bessere Alternative zum breiten 780er gewesen. Hierzu gleich mehr.

Auch interessant: Welche MTB Lenkerbreite ist die richtige für dich?

Genug gegrübelt und getüftelt, los gehts auf den ersten Hometrail. Gute 20 km durch einen Mischwald mit ein paar kürzeren, aber doch kräftigen Anstiegen und flowigen Trails mit kleineren Wurzelpassagen. Und siehe da: Die ersten Zweifel bestätigen sich nicht. Das Habit fühlt sich in den Bergauf-Passagen richtig gut an, selbst in engen, technischeren Abschnitten stört der breite Lenker nicht. Ganz im Gegenteil, er gibt immer gutes Feedback und vermittelt ein sicheres Fahrgefühl.

Und bergab? Auch hier macht das Habit einen soliden Job. Trotz des immer noch flachen Sitzwinkels ist man zentral im Bike positioniert. Der direkt ausgerichtete Dämpfer von RockShox arbeitet genauso wie die verbaute RockShox Gabel - fleißig und schluckt sämtliche Wellen und Schläge verzögerungsfrei. Dabei bleibt das Habit 5 sehr gut manövrierbar, agil und schnell.

Was uns nicht gefällt: Die Kabelzüge werden erst am Hauptrahmen in das Innere des Fullys verlegt. Das sorgt für ein wildes Kabelgewirr vor dem Lenker und hat zur Folge, dass deutliche Klappergeräusche im Gelände hörbar sind. Auch die eigentlichen Kabelführungen ins Innere haben zu viel Spiel, was ebenfalls lästigen Lärm mit sich bringt.

Unser ursprünglicher Gedanke, den Lenker zu kürzen oder direkt einen schmaleren zu verbauen, hat sich als überflüssig erwiesen. Der breite Lenker passt zum Gesamt Set-up. Vielleicht wäre er nicht unbedingt notwendig, er ist aber auch nicht störend und vor allem bei längeren Touren für guten Komfort.

Auf einer ausgiebigen Cross-Country-Tour hat sich diese solide Grundhaltung auf dem Bike bewährt. Sie ermöglicht einen guten Vortrieb und arbeitet gegen eine vorzeitige Ermüdung.

Was aber auch notwendig ist, da der Dämpfer keine 100%ige Sperre besitzt. Das verantwortet ein leichtes Pendeln beim Treten und eine damit einhergehende ineffektive Kraftübertragung. Die Gabel am Vorderreifen lässt sich hingegen komplett sperren, einzig eine Lenkerbedienung dafür wäre noch schön gewesen. 

Unser Fazit.

Das Cannondale Habit 5 hat uns doppelt überrascht. Nach einem anfänglich eher negativen Eindruck bezüglich der Sperrigkeit und des flachen Sitzwinkels drehte sich unsere Meinung ins Positive. Denn die vermeintliche Sperrigkeit und der flache Sitzwinkel sorgen dafür, dass sich das Bike intuitiv und sicher handeln lässt.

Cannondale wollte mit dem Habit das „Mountainbike für Mountainbiker zum Mountainbiken“ bauen und es ist ihnen gelungen.

Das Fully ist kein Spezialist für knüppelharte oder Marathon-Trails, dafür ist es ein Tausendsassa. Mit seiner modernen Trail-Geometrie, den richtigen Trail-Spezifikation und der bahnbrechenden Federungstechnologie ist es vielseitig einsetzbar. Wie ein Schweizer Taschenmesser für sämtliche Lebenslagen.

Gemischte Hometrails? Das Habit ist am Start! Sich auf lässigen Flowtrails treiben lassen? Macht da Habit einwandfrei. Lange Bergetappen ohne Stress bewältigen? Na klar, einfache Übung für das Habit.

Kleinere Mankos wie klappernde Kabelzüge, eine begrenzte Flaschenaufnahme oder der vielleicht im Standard-Fitting etwas zu flache Sitzwinkel lassen sich nicht leugnen, aber bei einem Preis von unter 2.400,00 Euro verkraften. Vor allem, wenn man dafür ein so vielfältiges Mountainbike bekommt, das wirklich performt.

Vielleicht schaffen es die Amerikaner, für das nächste Modelljahr die Kabelführungen zu verbessern, einen etwas schmaleren Lenker zu verbauen, um den ersten Eindruck zu steigern und den Sitzwinkel etwas zu heben. Dann hätte man ein top Bike zu einem top Preis. 

Pro Contra
Exzellente Fahreigenschaften. Schaltgruppe könnte wertiger sein.
Sehr gute Trail-Geometrie. Kabelführungen verursachen Lärm.
Federungstechnologie. Kommt in hartem Gelände an seine Grenzen.
Innovativer Rahmen.  
Garantie.  
Preis-Leistung.  

Auf der Bewertungsskala sind 8,5 von 10 möglichen Punkten aktiviert.
Unsere Bewertung: 8,5 von 10 Punkte.

Der The Cycleverse Nachhaltigkeits-Check.

Der Nachhaltigkeits-Check wird uns in diesem Fall relativ schwer gemacht. Keinerlei Infos auf der offiziellen Cannondale-Website und keinerlei Veröffentlichungen in diese Richtung. Ist es bei den Amerikanern noch nicht angekommen, dass es nicht nur für die Umwelt gut ist, ressourcenschonend zu arbeiten, sondern auch wir Endverbraucher immer mehr Wert darauf legen?

Wie auch immer, vielleicht haben auch die mehrfachen Übernahmen in den letzten 20 Jahren dazu beigetragen, dass andere Themen wie Wirtschaftlichkeit und Neuorganisation wichtiger erschienen als der Umweltschutz.

Fakt ist, dass seit der Übernahme der taiwanesischen Dinli Industrial Company im Jahr 2003 auch die Produktion in Fern-Ost angesiedelt ist und die Produktionsstätten in den USA zu diesem Zeitpunkt komplett aufgegeben wurden.

Ein amerikanischer Radhersteller, der also in Taiwan produziert, um die Bikes dann zu einem großen Teil in die USA (der wohl stärkste Absatzmarkt von Cannondale) zu verschiffen und keinerlei Angaben über Umweltschutz- oder CO2 Einsparungsprojekte abgibt, bekommt von uns im Nachhaltigkeitscheck nur 4,5 von 10 möglichen Punkten.

Was uns gefällt: Pluspunkte gibt es für die Tatsache, dass Cannondale seit je her viel Wert auf offizielle Verkäufer und Rückverfolgung setzt und damit streng gegen Grauimporte vorgeht und eine lebenslange Garantie auf Material- und Herstellungsfehler für ihre Rahmen geben. Das spricht für ein langlebiges und somit nachhaltiges Produktt, das auch im Refurbished- und Gebrauchtmarkt sehr beliebt ist.

Auf der Nachhaltigkeitsskala sind 4,5 von 10 möglichen Punkten aktiviert.
Nachhaltigkeits-Check: 4,5 von 10 Punkte.

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Wer schreibt hier?

Das Foto zeigt den Autor Tom Böhm.

Tom Böhm, aus Köflach / Österreich.

Ich war immer schon begeistert auf zwei Rädern unterwegs. Waren es früher noch hauptsächlich Enduro-Motorräder, so habe ich seit ein paar Jahren auch die Liebe zu Mountainbikes entdeckt. Egal ob mit oder ohne Elektrounterstützung, es gibt nichts schöneres als nach einem harten Arbeitstag oder einer anstrengenden Woche einfach loszufahren, nur die Natur und ich. Ich liebe es dabei, ständig neue Routen zu erkunden – querfeldein durch den Wald oder über die schönen Almen Österreichs.

„Geht nicht, gibt’s nicht“ beschreibt dabei meine Routenwahl oft am besten – ganz zum Bedauern meiner Frau, die mich meistens dabei begleitet.