Der Berliner Sven Marx ist ein Abenteurer wie er im Buche steht. Aufgewachsen im Ostteil der Stadt begann er früh als Tramper durch den Ostblock zu reisen und verdiente sein Geld als Teilhaber einer Dachdeckerei. So konnte er sich seine großen Vorlieben Motorradfahren und Tauchen leisten.
Als dem Freigeist das aber irgendwann zu eng wurde, begann er nach der Wende die schönsten Plätze der Welt über und unter Wasser zu entdecken: Er zog mit seiner Frau und seinem Sohn nach Ägypten und arbeitete am Roten Meer als Instructor Trainer und Tauchlehrer.
Bis ihm bei einem Tauchgang plötzlich schwindelig wurde. Er bekam Sehstörungen und ließ sich während eines Urlaubs in Deutschland untersuchen. Diagnose: Tumor am Hirnstamm. Sven wurde aus einem erfüllten Leben herauskatapultiert und musste sich von jetzt auf gleich dem Kampf um das eigene Leben stellen.
Das Foto zeigt Sven Marx in voller Tauchmontur im Roten Meer
Sven Marx lebte und arbeitete bis zu seiner Diagnose als Tauchlehrer in Ägypten.
Nach sehr schlechten Prognosen, 3 Monaten Koma und Intensivstation hat er sich zurück ins Leben gekämpft. Nach einigen Monaten Reha, wo er wieder das Sitzen, Laufen und Essen lernen musste, wurde er aus der Klinik entlassen und hat das Fahrradfahren für sich entdeckt.
Zum Zeitpunkt der Diagnose war Sven 42 Jahre alt und schwor sich, dass er mindestens 50 werden möchte, um dann eine 18-monatige Weltreise machen zu können. Mit diesem Schwur begann der nun stark Sehbehinderte Sven seinen harten Kampf um jeden Kilometer.
Zahlreiche Erfahrungen, darunter eine Sonderaudienz bei Papst Franziskus, haben ihn geprägt und seine Fans begeistert. Seine Geschichten und Erfahrungsberichte erzählt er sehr detailliert in seinem Blog.
Wir haben uns mit Sven virtuell getroffen und ein eindrucksvolles Gespräch über sein Leben, seine Ziele und seine Mission geführt. Aber lest selbst.
Ich bin Sven Marx, aufgewachsen in der ehemaligen DDR, genauer Ostberlin und bin beim Mauerfall am Grenzübergang Bornholmer Straße dabei gewesen.
Witzige Geschichte: Es gibt von dem Abend 3 Videos, die an der Mauer gedreht wurden. Ich bin auf 2 der 3 mit dabei. Das sagt so ein bisschen etwas darüber aus, was ich für ein Typ bin… Ich bin für jeden Mist zu haben. Und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich, trotz der Situation, in der ich stecke, einmal mit dem Fahrrad um die Welt gefahren bin. Ich bin da so ein Typ, der zu jedem Schabernack bereit ist.
Sven Marx und sein Freund Sebastian Fietz auf ihrem Tandem.
Sven Marx und sein blinder Freund Sebastian Fietz wollten auf ihrem Tandem 2021 eigentlich nach Japan zu den Paralympics radeln. Doch dann kam Corona und bremste das Vorhaben aus. Der neue Plan: 2022 werden die beiden durch Deutschland radeln und die einzelnen Ministerpräsidenten der Bundesländer mit auf ihre Mission nehmen und für Unterstützung werben.
Mein Freund Basi und ich wollen in alle Bundesländer fahren und dort die jeweiligen Landesoberhäupter mit ein paar Fragen überraschen. Zum Beispiel: Was sich in Ihren Ländern noch bezüglich des Themas „Fahrrad“ ändern sollte. Da gibts noch einiges zum Nachbessern, gerade auch bezüglich der Mobilität von behinderten Menschen. Es gibt ja ganz viele Leute, die trotz Einschränkungen mit dem Fahrrad unterwegs sind, bspw. Rollstuhlfahrer mit einem Handbike.
Das Tandem-Team Sven und Basti haben für ihr Vorhaben den Manfred von Richthofen-Solidaritätspreis verliehen bekommen. Was es mit diesem Preis auf sich hat? Sieh dir hier das Video an!
Ich und viele andere Leute sind der Meinung, dass sich da einiges ändern muss. Wir wollen uns zusammenschließen und eine Veranstaltung machen - mit Musik und einem kurzen Vortrag über unsere Motivation. Dann wollen wir noch ein paar Bilder zeigen, von dem, was ich weltweit schon so erlebt habe und was man hier bei uns verbessern könnte. Wir sind in Deutschland bezüglich des Radverkehrs schon ganz gut aufgestellt, aber es geht noch besser! Und das wollen wir erreichen.
Das Foto zeigt Sven Marx vor einem großen Schild mit der Aufschrift „Life is a journey. Enjoy“.
Vom Pflegefall zum Mutmacher auf dem Fahrrad. Mit seinem Optimismus und seiner Geradlinigkeit gelingt es Sven Marx viele Menschen von seiner Mission zu überzeugen und sie für seine Sache zu gewinnen.
Ich würde gar nicht die Situation im Verkehr ändern (wie z. B. die Radwege reparieren). Wenn ich die Macht hätte, würde ich einfach auf mehr Rücksichtnahme gehen. Die Straßen sind ja breit genug. Wir haben das neue Gesetz, dass man Radfahrer in einem weiten Bogen überholen muss und ich denke mal, in zehn Jahren wird das eine ganz normale Geschichte sein.
Derzeit gibt es viele Reibereien zwischen allen Verkehrsparteien, aber das muss wahrscheinlich so sein, wenn sich etwas verändern soll. Ich sehe das an mir selber, wenn ich nach Hause fahre, fahren von 100 Autos mittlerweile wirklich 80 bis 90 mit ausreichend Abstand an mir vorbei. Es ist also schon besser geworden, ein kleines Bisschen mehr Rücksicht geht aber noch!
Also als Allererstes auf jeden Fall die Gesundheit. Man fühlt sich so viel besser, wenn man Rad fährt. Wenn man statt mit dem Auto jeden Tag einfach mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, braucht man kein Fitnessstudio mehr. Auf meiner Weltreise war ich so fit - so fit war ich noch nicht mal mit 14.
- Sven Marx über seine Diagnose.
Der zweite Grund ist, dass die Städte einfach viel zu voll sind. Gerade hier in Berlin haben wir viele Autos in der Innenstadt. Viele meinen, wir bräuchten mehr Radwege. Wenn aber einfach mehr Leute Rad fahren würden, hätten wir weniger Autos und könnten den Platz nutzen, den wir ja schon haben.
Der dritte Grund ist die Umwelt. Wer Fahrrad fährt, der spart eine Menge Abgase und Schadstoffe ein. Das Wichtigste ist für mich aber die Lebensqualität, die mal als Radfahrer hat.
Dadurch, dass ich jeden Tag Fahrrad fahre, musste ich mich physisch gar nicht wirklich vorbereiten. Wenn du jeden Tag 10 bis 20 km fährst und hin und wieder ein paar längere Touren machst, dann kann man eigentlich direkt losfahren. Außerdem gewöhnt sich der Körper auch während der Reise blitzschnell an die Ansprüche. Nach dem dritten 120 km Tag hast du das Gefühl, dein Fahrrad rollt ganz von alleine.
Viele denken, dass man sich auf so eine Reise extrem gut vorbereiten muss und auch, dass man nach der Reise unglaublich im Eimer sein müsste, aber das ist nicht der Fall. Als ich von Jekaterinburg an der Grenze zu Sibirien über das Nordkap nach Flensburg gefahren bin, hat mich ein Reporter gefragt, wie ich mich nach den 7.000 km fühle. Da habe ich ihn gefragt, wie man sich fühlt, wenn man jeden Tag ins Fitnessstudio geht. Das ist genau dasselbe. Man hat einfach eine unglaublich gute Grundfitness und das Radfahren ist dann das einfachste der Welt.
Das zweigeteilte Bild zeigt Sven im oberen Bereich beim Start der Route 66 und im unteren Bereich am Ende der Route in Santa Monica.
Die mächtige Route 66 mit ihren 3.940 Kilometern verwandelt sich bei einer Gesamtstrecke von 49.000 Kilometern in eine „leicht zu nehmende“ Etappe.
Zu der Zeit habe ich mit meiner Frau in Ägypten gelebt und als Tauchlehrer gearbeitet. Wir haben das Leben dort wirklich sehr genossen. Aber dort wurde mir irgendwann auf einmal so schlecht, dass ich nicht mal mehr tauchen gehen konnte. Das hielt mehrere Monate an, bis ich beim Urlaub in Deutschland zum Arzt gegangen bin. Der hat dann einen Tumor am Hirnstamm entdeckt.
Im Hirnstamm laufen alle Nerven und alle Informationen des ganzen Köpers zusammen. Das ist quasi die Verbindungsstelle zwischen Körper und Gehirn. Den Tumor konnten sie zur Hälfte entfernen, danach haben sich mich aber nach 3 Monaten Intensivstation, Koma und künstlicher Beatmung als Pflegefall abgeschrieben.
Ich habe aber gekämpft und mich wieder aufgerappelt. In den Monaten darauf habe ich große, überraschende Fortschritte gemacht. Nach der langen Zeit ohne jegliche Bewegung musste ich wieder alle Muskeln aufbauen, ich konnte anfangs noch nicht mal aufrecht sitzen. Als ich dann endlich wieder das Laufen gelernt hatte, haben sie mich tatsächlich entlassen. Ich habe angefangen Fahrrad zu fahren, zu schwimmen und meine Motorik langsam aber stetig wieder zurückgewonnen.
Sven Marx mit seinem Fahrrad vor den Pyramiden von Gizeh in Ägypten.
Das Radfahren fällt Sven aufgrund der Gleichgewichtsprobleme deutlich einfacher als das Laufen.
Ich habe aber immer noch Behinderungen. Dadurch, dass sich die Hälfte des Tumors noch im Kopf befindet, habe ich Gleichgewichtsprobleme, ich sehe alles doppelt, habe Schluckreflexprobleme und Hustenanfälle.
Viele fragen mich, wie man mit Gleichgewichtsproblemen Fahrrad fahren kann. Tatsächlich aber ist das Radfahren für mich einfacher als das Laufen zu Fuß. Beim Laufen balanciert man jedes Mal, wenn man von einem Fuß auf den anderen wechselt. Wenn das Fahrrad hingegen einmal angetrieben ist, rollt es geradeaus.
Tatsächlich mache ich beim Fahrradfahren oft das rechte Auge zu. Ich muss dann zwar den Kopf etwas mehr hin und her schwenken, um mit dem linken Auge auch das rechte Sichtfeld abzudecken. Aber das ist nicht weiter schlimm. Es gibt sehr viele Einäugige, die Fahrrad fahren. Außerdem gewöhnt man sich mit der Zeit an die Doppelsicht.
Ich habe nicht wirklich auf die Ärzte gehört. Ich dachte mir, nicht jeder Mensch ist gleich. Deren Prognose muss also nicht unbedingt auf mich zutreffen. Der Hummel sagt man nach, dass ihre Flügel eigentlich viel zu klein zum Fliegen sind. Und trotzdem fliegt sie.
Tatsächlich befinden sich weltweit nur 3 % aller Hirntumore an der Stelle, wo ich ihn habe. Das heißt, die Ärzte hatten wahrscheinlich auch nicht genug Erfahrungswerte. Es gibt online eine Seite, auf die Ärzte weltweit Zugriff haben, alle Daten und Infos eintragen und dort haben sie mich und meinen Fall ebenfalls dokumentiert. Die fragen mich heute immer noch, wie es mir geht und welche Symptome ich habe - ich scheine wohl wirklich ein Exot zu sein (lacht).
Wahrscheinlich beides. Ich glaube das geht alles nur, wenn du ein positiver Typ bist und dein Glas halb voll ist und nicht halb leer. Ich kann jetzt so viele Sachen nicht mehr machen. Ich kann nicht mehr Auto fahren, nicht mehr tauchen (was meine große Leidenschaft war), nicht Motorrad fahren, nicht rennen, kein Fallschirm mehr springen (da hätte ich sehr gerne den Schein gemacht) und noch viel mehr.
Man kann sich entweder mit der Einstellung hinsetzen und sagen: „Das Leben ist ungerecht, beschissen und hat so keinen Sinn mehr.“ Oder ich kann mich aufs Fahrrad setzen und um die Welt radeln, weil ich noch was erleben will.
Das aller Wichtigste war mir, meiner Frau zu zeigen, dass es geht. Vorher habe ich nämlich viel für sie gemacht und ihr Sicherheit gegeben. Dass ich dann monatelang im Krankenhaus lag, war für sie eine tierische Belastung. Ich habe gemerkt, dass sie sich wirklich Gedanken macht, wie sie alles hinbekommt. Ich wollte ihr zeigen: „Ich kann das, ich mache das und du brauchst dir um nichts Sorgen zu machen.“
Das Foto zeigt das Cover des Buchs „Aber du bist doch behindert“ von Sven Marx.
49.000 Kilometer, 29 Länder, 20 Hauptstädte, 4 Kontinente, 1 Audienz beim Papst. In seinem Buch beschreibt Sven seine Weltreise mit dem Fahrrad.
Das Buch heißt „Aber du bist doch behindert“ und erzählt darüber, wie ich vom Tauchen im Paradies in die Intensivstation gekommen bin, wie ich mich aus der Situation rausgekämpft habe und auch über die Zeit zwischen der Reha und der Weltreise, über Touren auf der Route 66, Touren in Russland und noch viel mehr.
Hörprobe gefällig? Svens Buch „Aber du bist doch behindert“ in der klassischen oder der Kindle Version auf Amazon ansehen.
Mehr InfosIch habe eine witzige Geschichte, die in Sibirien anfing. Dort hat man mich überall vor Bären gewarnt. Egal wo ich ankam, jeder hatte zahlreiche Geschichten und auch eigene Erfahrungen gemacht und ich sollte ja auf mich aufpassen, wenn ich mit dem Fahrrad durch die Wälder fahre. Ich bin also quer durch Russland gefahren, war auf alles gefasst und habe überall Warnschilder gesehen. Ich habe beim Radfahren und beim Pinkeln im Wald sogar mit Absicht viel Lärm gemacht, gesungen, gepfiffen, damit Bären nicht plötzlich von mir überrascht werden. Die ganze Zeit habe ich aber nicht einen einzigen Bären gesehen.
Dann bin ich nach Japan rübergefahren und war in den Wäldern und Naturschutzgebieten unterwegs. Ich war gerade dabei einen Berg zu erklimmen und hatte mit dem Anstieg einiges zu tun. Oben angekommen sehe ich dann ein gelbes Schild mit Bären - so wie bei uns die Reh-Wechsel Schilder. Als ich das Schild gesehen habe, dachte ich mir „Ja ja, du bist jetzt Tausende Kilometer durch Regionen gefahren, wo es überall Bären geben soll, hast keinen einzigen gesehen und genau hier oben auf dem Berg soll ein Bär über die Straße laufen…“
Aber kaum ein paar Meter hinter dem Schild gucke ich nach links zu Böschung und denke mir, man was ein verdammt großer Köter. Doch dies war kein Hund. Plötzlich guckt der Kopf eines Bären unter der Leitplanke durch. Wir schauen uns beide überrascht an. Der Bär hat mich wohl nicht gehört, denn direkt als er mich sah, hat er sich so sehr erschreckt, dass er rückwärts die Böschung runtergepoltert ist. Das war vielleicht ein Geräusch! „Bam bam bam bam“.
Die ganze Zeit sehe ich keine Bären, aber dann schließlich in Japan auf einem Berg. Ich war so überrascht gerade hier einen Bären zu treffen, aber anscheinend nicht so überrascht wie der Bär es war, mich zu treffen.
Auf der Weltkarte sind die 16 Etappen der Weltreise markiert.
Svens Weltreise startete am 23.04. 2017 in Berlin (1) und hat ihn in 17 Monaten einmal die Welt geführt.
Noch eine witzige Geschichte hat sich in Kambodscha zugetragen. Ich hatte dort Probleme genug Mineralien zu mir zu nehmen und habe deshalb unterwegs viele Bananen gegessen. Auf den Markt haben 10 Bananen ca. 3.000 Riel gekostet, umgerechnet 60 € Cent. Als ich auf dem Land unterwegs war und keine Bananen mehr hatte, bin ich in ein Dorf gekommen, wo ein paar Kinder wie die Orgelpfeifen am Straßenrand standen.
Die Kinder habe ich gefragt, ob sie Bananen hätten und wie viel die kosten. Als Antwort kam 3.000 Riel. „Okay“, dachte ich mir, „der gleiche Preis wie überall.“ Ich habe denen dann kurz den Rücken zugekehrt, um von meinem Fahrrad Geld zu holen. Als ich mich dann umgedreht habe, standen plötzlich der Vater und die Mutter vor mir. Mit einem Riesen Müllsack und einer kompletten Bananenstaude und waren schon am Einpacken. Auf dem Land gab es wohl doch einen erheblichen Preisunterschied. Der Preis war nicht für 10 Bananen, sondern wirklich für die komplette Staude.
Ich sagte denen: „Um Himmels willen, ich kann doch keine 100 Bananen essen! Außerdem habe ich auf meinem voll bepackten Fahrrad keinen Platz dafür.“ Die hatten sich wohl schon gefreut, dass ihnen jemand eine Staude abnimmt und waren nun enttäuscht. Von der Staude habe ich dann einfach nur 10 Bananen abgepflückt und ihnen dann trotzdem die 3.000 Riel gegeben. Da waren die extrem glücklich.
Die Leute in den Ländern, Kambodscha und Laos, waren total nett und aufgeschlossen. Wir haben uns zwar mit Händen und Füßen verständigt, aber haben uns trotzdem verstanden. Das war eine super Erfahrung.
Nein, ein Lieblingsland oder -ort hatte ich tatsächlich nicht. Dadurch, dass es in jeder Gegend schöne und nicht so schöne Elemente gibt, muss man sich einfach an die Gegebenheiten anpassen und das wertschätzen, was man dort gerade vorfindet.
Selbst in Wüstengegenden (z. B. als ich von Kalifornien nach Nevada oder in Mexiko gefahren bin), wo alles total karg, heiß, staubig und trocken ist, gab es unglaublich tolle Kakteen. Die haben mich so fasziniert. Es gibt auf der Welt keinen Ort, der für mich ein Highlight ist und auch keinen Ort, den ich blöd finde. Man muss einfach offen sein und überall das Schöne finden. Wenn man es nicht will, dann sieht man es auch nicht. Das ist auch so ein Bisschen so wie das halb volle oder halb leere Glas.
Das Wichtigste ist, dass die Leute positiv denken. Auch wenn du im Rollstuhl sitzt, gibt es noch Positives im Leben. Da darfst du nicht an all die Sachen denken, die du nicht machen kannst, sondern musst an die vielen Möglichkeiten denken, die du hast. Klar ist das nicht einfach. Das muss man schon können bzw. lernen. Aber man muss es auch wollen. Wenn es der Kopf nicht will, dann passiert nichts.
Wenn du um die Welt radeln willst, kannst du es machen. Dir steht nicht im Weg außer dein Kopf. Ich habe auf der Route 66 jemandem mit einem Hände-Bike getroffen, der ist quer durch die USA gefahren. Und in Japan habe ich eine blinde Frau getroffen, die mit einem Tandem durch das ganze Land gefahren ist. Möglichkeiten gibt es also genug. Man muss es also wirklich nur wollen. Wenn man in seinem Glashäuschen sitzt, alles verflucht und sich fragt „warum immer ich?“, dann geht es nicht.
Meine Ziele sind definitiv mehr Aufmerksamkeit für ein besseres Miteinander erregen. Wenn jeder nur ein kleines Bisschen mehr Rücksicht nimmt - das gilt für behinderte Menschen als auch für Radfahrer - dann sieht die Welt schon ganz anders aus.
Eine Behinderung kann jeden treffen - ganz plötzlich. Wenn man Sportler ist oder Karrieremensch und dann z. B. durch einen Unfall plötzlich im Rollstuhl sitzt, dann würde man sich freuen, wenn man von einer barrierefreien, rücksichtsvollen Welt empfangen wird. Basketball kann man ja auch im Rollstuhl spielen, dafür gibts ja Vereine. Außerdem sind mittlerweile wirklich einige Büros und Gebäude barrierefrei. Mein Ziel ist es, dass sich dieser Trend fortsetzt, dass wir uns als Gesellschaft gegenseitig mehr helfen und es auch für Radfahrer mehr Möglichkeiten gibt.
Sven Marx und Papst Franziskus geben sich im Vatikan die Hand.
Inklusion braucht Aktion. Und Unterstützung. Die gab es von Papst Franziskus im Vatikan 2015.
Bezüglich der Botschafter hat uns der Papst in 2015 eine Audienz gegeben, um uns zu unterstützen. Das war schon toll! Diesmal aber fände ich es einfach cool, wenn uns möglich viele Leute unterstützen. Entweder mitfahren oder bei den Events in den Städten mit dabei sind. Je mehr wir sind, desto besser. Darüber hinaus würde ich mich sehr über die Unterstützung der Medien freuen. Es würde uns sehr helfen, wenn viele Menschen über die Tour Bescheid wissen.
Wenn Leute uns auf Facebook folgen, unsere Beiträge teilen oder liken oder einfach unsere Mission verbreiten, würde das enorm helfen. Wenn jemand der Meinung ist, im Bereich des Radverkehrs oder der Inklusion muss noch einiges passieren, dann freuen wir uns riesig, wenn er/sie die Idee mündlich oder schriftlich verbreitet. Wer auch physisch dabei sein möchte, ist herzlichst willkommen. Wir fahren durch sehr viele Städte - innerstädtisch auch mit Polizei-Escort. Das wird richtig groß und jedem, der teilnimmt, wird einiges geboten.
Mehr Infos gibts auf Svens Blog: sven-globetrotter.com
Was ich oft im Laden sehe, ist dass viele Leute Räder haben, die gar nicht für ihren Einsatzzweck geeignet sind. Gerade in der Großstadt sind viele mit Rennrädern oder Fixies unterwegs und haben dann beim Einkaufen Probleme, da sie nichts transportieren können. Häufig sieht man Leute mit Tüten am Lenker, die hin und her schwenken und fast in die Speichen gehen. Das ist sowas von gefährlich. Empfehlen würde ich zum einen sich wirklich Gedanken darüber zu machen, zu welchem Zweck man das Fahrrad hauptsächlich nutzt und welches Fahrrad da am besten geeignet ist.
Hier kannst du herausfinden, welches Fahrrad am besten zu dir passt:
Den Fahrradfinder startenZum anderen kann man sich aber auch einfach ein zweites Rad kaufen. Eins zum Sport machen oder zum hin und her flitzen und ein anderes für die Einkäufe, für Erledigungen usw. Ich bin tatsächlich der Meinung, dass jeder mindestens zwei Fahrräder braucht. Vor allem dann, wenn man in der Stadt lebt.
Ich persönlich habe 7 Fahrräder, fahre in der Stadt aber fast nur mit einem Lastenrad. Das ist so praktisch, weil man einfach alles reinschmeißen kann. Nicht nur die Einkäufe, sonder auch größere Sachen wie Möbel von Ikea oder auch mal meine Enkel, wenn ich mit denen irgendwo hinfahren. Das Lastenrad ist ein wirklicher Autoersatz, wird aber immer noch stark unterschätzt.
Das größte Vorurteil, das ich sehe, ist einfach, dass Leute denken, sie schaffen das Radfahren nicht. Sie denken, sie wären nicht fit genug, hätten nicht genug Motorik, Ausdauer oder denken, es wäre zu gefährlich. Das ist aber einfach nur der Kopf.
Auch gibt es Leute, denen der Hintern oder der Rücken vom Fahrrad wehtun und denken, das Fahrrad ist nichts für sie. Tatsächlich liegt es aber auch hier zum großen Teil an der Auswahl des Fahrrads. Wer in der Stadt fährt, ständig anhalten muss und langsam unterwegs ist, der braucht kein Rennrad, wo er gekrümmt über dem Lenker hängt. Der braucht ein gemütliches City-Bike, wo die Sitzposition zum einen aufrecht ist und zum anderen der Sattel gemütlich ist.
Fahrradfahren kann jeder. Es kommt nur auf die Einstellung und das richtige Fahrrad an.